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Sitöfed

Bald ist es wieder so weit. Gesichtsfeldtest beim Augenarzt, Hautkontrolle beim Derma, Gesamtrevision beim Hausarzt. Da heisst es jeweils gleich zu Beginn: „Sitöfed noch einen Augenblick im Wartezimmer Platz nehmen.“ Gemeint ist damit, dass ich mich ohne Widerspruch in einen langweiligen Raum zu begeben habe und dort die Diplome an der Wand studieren und die Weltwoche lesen töf und dass dies gut und gerne auch 40 Minuten dauern kann.

Sitöfed steht nicht allein in der Welt. Es hat Geschwister wie zum Beispiel „minus“ oder „Zwischen“ in der Wetterprognose im Juni, das Wort „leider“ am Anfang eines Briefes oder „fahrplanmässig“ am Bahnhof: „Sitöfed noch ein wenig länger warten“ oder „in wenigen Augenblicken“ während einer Sportübertragung: „Sitöfed zuerst noch bis zum Abwinken Werbekacke schauen.“ Um wieder in die Arztpraxis zurückzukehren, kann „den Umständen entsprechend“ oder „positiv“ bedeuten, dass es langsam Zeit wird, sich auf den Abschied von den Liebsten vorzubereiten.

Weil es ja nicht um grosse Beträge geht, habe ich mir die halbjährliche Energierechnung kaum je mehr genauer angesehen. Leider habe ich das diesmal nachgeholt und musste feststellen, dass sparsame Energieverbraucher immer noch bestraft werden. Ich bezahle für Strom pro Halbjahr einen Grundpreis von 81 Franken für das Netz und nur gerade 15 für den eigentlichen Stromverbrauch. Noch schlimmer ist es beim Gas. 130 Franken Infrastrukturkosten stehen gerade mal 4.30 für den Gasverbrauch gegenüber. Ich könnte also 30 mal mehr brauchen und müsste nur gerade doppelt so viel bezahlen. Die städtischen Werke arbeiten gewinnorientiert und belohnen Grossverbraucher. Nach wie vor reagiert der Staat nicht, sondern unterschreibt statt dessen internationale Umweltschutzverträge. Sitöfed Energie sparen.

Ein kurzer Blick aufs Datum. 16.2.2017. Gut. Das Strassenverkehrsgesetz wird geändert. Bisher mussten Velos ab 11 kg Gesamtgewicht eine Glocke haben. Weshalb ab 11 kg? Keine Ahnung, das habe ich erst einen Tag später im Radio erfahren. Für die besonders leichten Rennvelos war die Glocke schon bisher nicht obligatorisch. So ein Glöggli ist ja auch sündhaft teuer und brutal schwer. Dieser Artikel wird jetzt also ersatzlos gestrichen. Begründung: Moderne Velos seien in der Regel ohnehin leichter als 11 kg!! Nochmals ein Blick aufs Datum. Nein, es ist noch nicht Fasnacht und erst recht nicht 1. April. Die meinen das ernst.

Das bringt mich auf eine Idee, wie das Schweizer Fernsehen Giaccobo-Müller doch noch würdig ersetzen könnte. Jemand kämmt jede Woche die einschlägigen Presseerzeugnisse auf solche Meldungen durch und einer liest sie dann einfach möglichst ernsthaft und ohne erkennbaren Ansatz von Humor vor. Kann das jemand besser als Beat Schlatter? Vielleicht Sandra Boner oder Christian Gross. Die müssten sich nicht verstellen. Sitöfed klingeln.

Ab 1. März gibt es im COOP-Restaurant auch dieses Jahr keine Vermicelles mehr. Sitöfed Erdbeeren aus Israel fressen.

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