Gambia 2017
Blog Gambia 2017.
Die Politik hier wäre die geniale Seifenoper, wenn sie nicht auch Lebensgefahr schaffen würde. Da hat es geheissen, dass am Dienstag ja eben der oberste Richter, ein Nigerianer(?), entscheiden würde, ob die Abwahl des Diktators legal war. Der hat dann verlauten lassen, dass er leider gerade äusserst beschäftigt sei und vermutlich erst im Mai auf dieses Geschäft eingehen könne. Sie glauben jetzt hier alle, dass Jammee tatsächlich am 19.1. seine Macht abgeben würde ohne dass es zum Clinch mit dem politischen Gegner oder Teilen der Armee kommt. Aber Gambia braucht jetzt Hilfe von aussen. Die Armee hier wäre zwar sehr gut für die Unterdrückung von gewaltlosen Demonstrationen harmloser Regimekritiker tauglich, aber den hochgerüsteten Kampfverbänden der ECOVAS, also beispielsweise Nigerias Kriegsschiffen oder den Jets von Senegal hätte sie absolut nichts entgegenzusetzen.
Die ganze Welt im Allgemeinen und Europa im Besonderen müssen daran interessiert sein, in Gambia lebenswerte Bedingungen zu schaffen und damit die Leute daran zu hindern, wie bisher das Land zu Tausenden Richtung Norden zu verlassen. Es ist trotz paradiesischem Frieden hier unten schon beunruhigend, im Fernsehen zu vernehmen, das 50’000 Gambier bereits in den Senegal geflüchtet sind oder dass der Oberbefehlshaber der Armee am Ärmel ein Foto des abgewählten Präsidenten trägt. Die erste wirklich gute Nachricht erreicht uns erst Tage danach. Mit Billigung des Uno-Sicherheitsrats errichtet ECOWAS vor Banjul eine imposante Drohkulisse und der neue Staatschef wird nach Dakar ausgeflogen und soll dort vereidigt werden und nicht wie vorgesehen im Stadion von Bakau.......
........Patschnass komme ich aus dem Meer und nehme wahr, dass sich in der Bar auffallend viele Leute angesammelt haben. Meine Ahnung, Al Jazeera übertrage die Vereidigung von Adama Barrow aus Dakar bestätigt sich und ich stelle mich ohne Abtrocknen in die andächtig lauschende Menge aus Afrikanern und Leuten aus aller Welt. Zuerst spricht er den Amtseid und dann spielen sie die Nationalhymne ab und mir stellen sich die Haare an den Armen auf. Der Mann wirkt vollkommen anders als sein Vorgänger mit seinem stechenden, fanatischen Blick Es heisst, sie hätten ihn überreden müssen, für dieses Amt zu kandidieren und so wirkt er auch. Ruhig, abgeklärt, seriös und erwachsen. Der Kontrast ist ähnlich wie bei Obama und Donald, dem Achtjährigen im Körper eines senilen Komikers.
Natürlich wird hier jetzt nicht alles auf Anhieb besser und auch der Neue wird sich da oder dort sehr anstrengen müssen um nicht von der Macht korrumpiert zu werden. Aber es handelt sich um einen Aufbruch, um Hoffnung und Optimismus inmitten einer Menge von Bürgern, welche den Wandel vielleicht etwas gar naiv begrüssen. Ich wünsche ihnen sehr, dass sie nicht enttäuscht werden.