Sokrates und die Demokratie

Nach Monarchie und Aristokratie erschuf das antike Athen in den Jahrhunderten vor Christus die Staatsform der Demokratie. Alle hatten gleich viel zu sagen? Nicht ganz. Auch in Demokratien mussten die Frauen noch gut 2 Jahrtausende auf politische Gleichberechtigung warten.
Misstrauische Teile der geistigen Elite Athens, allen voran die Philosophen, betonten auch einen weiteren Vorbehalt zur Demokratie. Sie hatten natürlich nichts gegen Gleichheit und Meinungsfreiheit, aber sie erkannten, dass die Funktion dieser Regierungsform von der Bildung, Integrität und Weisheit der Anführer abhängt. Wie aber sollte das möglich sein, wenn die Wähler dieselben Bedingungen selbst nicht erfüllen? Die Massen sind damit klar überfordert. Sie wünschen sich simple Lösungen und zwar subito und sind stark gefährdet, reichen Schmeichlern und Demagogen auf den Leim zu gehen und sich manipulieren zu lassen. Vom Volk mehr oder eben auch weniger korrekt gewählt, trachten solche Nummern vor allem danach, ihre Macht zu vergrössern, deren Dauer zu verlängern und sich Paläste mit Tausend Zimmern bauen zu lassen.
Die Philosophen Athens ihrerseits plädierten für eine sogenannte Meritokratie, in welcher angehende Führer von speziellen Wahlgremien unter Berücksichtigung ihrer Verdienste in Tugend und Weisheit berufen werden. Der Hintergedanke dabei natürlich nicht selten, dass die Philosophenlobby für sich die Ausbildung dieser Königsmacher beanspruchte.
Nicht so Sokrates. Ihm war es ein Anliegen, Andere nicht zu indoktrinieren. Er war der überragende Dialektiker, welcher seine Schüler unter anderem durch geschickte Fragen dazu brachte, nicht einfach populistische Ansichten nachzuplappern, sondern selbst Lösungen zu entwickeln ohne Sachzwängen, emotionalen Ängsten oder Verlockungen zu erliegen. Nicht ganz ¨überraschend wurde er selbst ein Opfer des demokratischen Staates. Amateur-Geschworene verurteilten ihn mit knapper Mehrheit dazu, mit Hilfe einer ärztlich verschriebenem Pilzvergiftung ins Jenseits befördert zu werden, weil er angeblich die Jugend „verdarb“.
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