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Katalonien

Eine Doppelseite Interview mit dem neuen Franco in Spanien. Dazu ein grosses Porträt. Wieder eine schwache Figur, die unter panischer Angst vor Machtverlust leidet. Sein stechender Blick erinnert mich stark an denjenigen von Gambias Exdiktator vor einem Jahr. Dabei sind die Katalanen unter sich alles andere als einig, ob sie jetzt Spanier bleiben sollten oder nicht. Ein Taktiker mit nicht amputiertem Gehirn würde locker die beiden Seiten gegeneinander ausspielen, Katalonien ein Minimum an Autonomie am Verhandlungstisch zugestehen und zum Tagesgeschäft übergehen. Aber der ultimative Holzkopf beruft sich auf „das Gesetz“, weigert sich kategorisch zu verhandeln und scheint einen erneuten Bürgerkrieg in Spanien riskieren zu wollen.

Eine kurze Diskussion mit dem Spanier von der Tapas-Bar in Benalmàdena offenbart mir schonungslos, wie entwicklungsbedürftig meine Spanischkenntnisse sind und wie eindimensional die Ansichten im „Volk“. Er kommt immer wieder darauf zurück, dass halt einfach das Gesetz die Autonomie von Provinzen verbietet, nicht mehr und nicht weniger. Dem Ingenieur in mir drängt sich hier der Vergleich mit einem Grosskraftwerk auf. Die Operateure versuchen zusammen mit dem Regelsystem, die Stromproduktion und die Unversehrtheit der Anlage aufrecht zu erhalten. In einem beliebigen Land entspricht das dem Zusammenwirken von Intelligenz, Vernunft, Diplomatie, Rücksicht, Menschenverstand, Moral, Empathie, Toleranz, Liebe usw. Das Sicherheitssystem im Kraftwerk ist vollkommen unabhängig vom Regelsystem. Es überwacht Grenzen, welche auf keinen Fall überschritten werden dürfen. Sein Eingriff entspricht eigentlich einer Bankrotterklärung des Regelsystem und bewirkt, dass es Tage dauern kann bis wieder wirklich Strom produziert wird. Eine ähnliche Funktion haben im Staat die Gesetze, welche nur dann zum tragen kommen sollten, wenn alle anderen Nähte platzen.

Die Rede ist schon von Panzern in Barcelona, was natürlich für die Bewohner deutlich angenehmer und attraktiver wäre als die übermässig zahlreichen Touristen. Klar reicht ein einzelner Idiot nicht aus um eine weitere Katastrophe auszulösen, aber keine Angst, unter den Sezessionisten grassiert dieselbe Seuche. Eine bekannte katalanische Regisseurin, welche sich sachlich und engagiert gegen die Loslösung von Spanien äussert, muss sich auf offener Strasse als „Faschistenhure“ beschimpfen lassen und traut sich langsam aber sicher nicht mehr aus dem Haus. Andererseits wirkt der Jefe der Katalanen auf mich ziemlich integer und vor allem schlau. In Spanien läuft im Moment Asterix gegen Cäsar, nur dass die Katalanen keinen Zaubertrank haben.

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