Baloise-Bonus
Die Baloise-Versicherungen testen ein völlig neues Bonussystem. Weil es auf Grund moderner Arbeitsweisen kaum mehr möglich sei, die Leistungen Einzelner zu beurteilen, ist man dazu übergegangen, ganzen Gruppen entsprechend ihres Erfolgs denselben Bonus auszuzahlen. Dieser völlig neue Ansatz war allerdings bei SIBIR in Schlieren bereits in den Sechzigern Standard und dazu gehört auch eine interessante Geschichte.
Anlässlich einer Augustfeier in dieser Zeit machte mich jemand darauf aufmerksam, dass der Stierli keine Schweizerfahne herausgehängt habe, der sei nämlich ein Kommunist. Ich hatte noch kaum eine Ahnung, was das bedeutet, aber die Schweiz hatte längst von den Amerikanern gelernt, dass Kommunisten die schlimmsten Feinde unserer Freiheit seien. So war ich nicht wenig skeptisch, als ich kurz darauf erfuhr, dass einer der Kollegen auf dem Fussballplatz ein Sohn dieses Ungeheuers sei. Ich fand ihn allerdings recht cool und konnte nicht das Geringste gegen ihn einwenden. Ein Kommunistensohn als Kollege, das war schon was, momoll.
Einige Jahre später vermittelte mir ein Bekannter der Eltern einen Ferienjob bei SIBIR, dem Hersteller der genialsten Kühlschränke jener Zeit. Erst als ich angefangen hatte erfuhr ich, dass ich beim Kommunisten angestellt war. Da hatte ich bereits mitbekommen, dass in dieser Fabrik eine sehr gute Stimmung unter den Fliessbandarbeitern herrschte, nicht zuletzt weil sie überdurchschnittlich bezahlt wurden und die ganze Belegschaft dieselbe Erfolgsprämie erhielt. Weil bei Modellumstellungen die Produktion kurzfristig zusammenbrach, hatten sie sogar eine Art Ausgleichskasse, so dass der Lohn auch in diesen Perioden gleich blieb. Einmal arbeitete ich ein paar Tage dort, wo die Kühlschranktüren geschäumt wurden und erhielt wie die anderen auch jeden Tag einen halben Liter Milch als Entschädigung für allfällige, nie nachgewiesene gesundheitliche Belastungen. Mir war nie ganz klar, ob ich dadurch auch zum Kommunisten geworden bin.