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No Billag


Die Billag ist Schnee von gestern, die muss gar nicht mehr abgeschafft werden. Entsorgt werden soll die SRG, also wäre „No SRG“ korrekt, oder, im Sinne der Initianten etwas salopper ausgedrückt, vielleicht „Va fan culo SRG“. Eine Inkassofirma macht sich zwingend unbeliebt, Billag in der Vergangenheit oft zusätzlich dank einem rüden Umgangston und unnötiger Sturheit. Zehntausende Schweizer haben sich über diese Firma schon genervt und die kann man mit „no Billag“ zu einem grossen Teil gratis abholen im halb verdeckten Kampf gegen die SRG. Es ist zu hoffen, dass als Kompensation möglichst viele nein stimmen, weil sie damit meinen „nein zur SRG“.

Die unzähligen, häufig unsäglich nervigen, Werbeunterbrüche bringen es mit sich, dass ich auf den meisten Privatsendern keine Filme anschauen kann. Wenn mich bei SRG etwas stört, dann vor allem die Werbung während Filmen und Übertragungen und dass es offenbar nicht mehr möglich ist, den Abspann eines Streifens zu zeigen und letztlich sanft zur nächsten Sendung zu überblenden. Stattdessen ein harter Schnitt und sofort Werbung für das eigene Programm oder die nun wirklich ultimative Zahnbürste. Im Gegensatz zu den meist recht wohlhabenden Sparpredigern, denen 40 Franken im Monat für ein berlusconifreies Fernsehen zu viel ist, bin ich sogar bereit, die 25%, welche der SRG die Werbung einbringt selber draufzulegen und die Schlangenfängerei ausschliesslich den Privatsendern zu erlauben, welche darüber sicher nicht unglücklich sein dürften.

Es ist in den letzten Wochen üblich geworden, dass ehemalige Angestellte der SRG öffentlich machen, wie wenig sie da arbeiten mussten und wie viel sie dabei verdient haben. Damit sprechen sie ein anderes Segment an, die Neider. Ich habe immer wieder erlebt, dass Leute, welche als Künstler oder Sportler anständig verdienen indem sie das machen, was sie am liebsten tun, betonen, wie viel sie arbeiten müssten. Es ist in diesem Land suspekt, Freude an der Tätigkeit zu haben, welche einem ernährt, nicht zuletzt, weil das offenbar für viele nicht gilt. Arbeit muss weh tun, sonst ist es keine „richtige“ Arbeit.

Eben erst war ich auf Besuch im Fernsehstudio und war beeindruckt, wie professionell, engagiert und auch recht humorvoll Susanne Wille, Jonas Proyer und Matthias Hüppy arbeiten. Alle drei betonen, wie viel Spass ihnen ihr Beruf macht. Vielleicht merken wir das nicht bewusst, aber als Zuschauer profitieren wir letztlich davon wenn wir von aufgestellten Moderatoren wirklich gut begleitete Sendungen anschauen.

Die neueste Umfrage zeigt zum Ersten, dass die Initiative momentan auf eine deutliche Zustimmung stösst. Das ist an sich schon beunruhigend, aber noch mehr zu denken gibt die Begründung dafür. Weitaus die meisten Befürworter glauben nicht, dass die SRG durch eine Annahme gefährdet würde und vertrauen darauf, weiterhin in derselben Qualität bedient zu werden, einfach gratis. Ganz ähnlich wie die Wähler Trumps, welche davon ausgingen, dass der, einmal im Amt, sich zu einem erwachsenen Staatsmann wandeln würde. Oder die Fans der Masseneinwanderungs-Initiative, welche glaubten, die kleine EU würde vor der erhabenen Schweiz einknicken und müsse froh sein, überhaupt noch mit uns dealen zu können.

In dieser Beziehung sind sogar die Engländer auf die Welt gekommen. Alle reiben sich die Augen und staunen Bauklötze über die Geister, die sie gerufen haben. Eine SRG in einer ähnlich ausgewogenen, unabhängigen und qualitativ überzeugenden Form ohne Gebühren ist ein unsäglich naiver, hoffnungsloser und gefährlicher Wunschtraum. Mir graut vor einer Schweiz ohne unabhängiges und ausgewogenes Radio und Fernsehen. Soll ich stattdessen in Zukunft Radio BAZ hören und Tele Weltwoche schauen oder irgendwelchen obskuren Informationsquellen im Internet vertrauen?

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