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No Billag, Fortsetzung


Es gibt offenbar ein neues Unwort, das ich jedenfalls im Duden 2005 umsonst gesucht und bisher kaum gehört habe. „Libertär“. Es kennzeichnet eine Radikalisierung, etwa so so wie von islamisch zu islamistisch. Von liberal via neoliberal zu libertär und die Protagonisten träumen von einer vollständig privatisierten und kommerzialisierten Welt „ohne Zwang“. Wenn ich will kann ich also einen Tankstellenshop überfallen oder ein störrisches Kind töten und muss nicht befürchten, von der Polizei mit Gewalt gestoppt und unter Zwang bis auf Weiteres in einer hübschen Gefängniszelle einquartiert zu werden. Alles so à la „Wildwest 2.0“ vor der Einführung der Sheriffs: Der Stärkere oder in der moderneren Form der zahlungskräftigere hat recht. Adio Rücksicht, Empathie, Gerechtigkeit und Sozialstaat.

Es ist wichtig zu wissen, dass die demokratie- und staatsfeindliche Initiative genau aus dieser Ecke kommt und von mächtigen Gesinnungsgenossen wie dem Direktor des Gewerbeverbandes unterstützt wird, welcher sich nicht davor scheut, zynisch zu bemerken, dass die SRG endlich „aus ihren Fesseln befreit“ würde, wenn man ihr den Geldhahn zudreht. Er wäre offenbar locker in der Lage, sich anders zu finanzieren, wenn ihm der Verband kein Gehalt mehr auszahlen würde.

Befremdlich ist für mich auch die Aussage von an sich eher progressiv gesinnten Leuten, welche sich daran stören, für etwas zu zahlen von dem sie gar keinen Nutzen haben. Aber das machen wir via Steuern das ganze Jahr über. Ich finanziere neue Schulhäuser und habe keine Kinder. Mit meinen Steuern wird das Opernhaus und die Patrouille Suisse bezahlt. Dafür wird durch die Steuern anderer Leute die SBB mitfinanziert, so dass ich zu halbwegs akzeptablen Preisen mit dem Zug reisen kann. Das war immer ein Geben und ein Nehmen und kaum jemand stört sich daran. Man sollte sich auch vergegenwärtigen, dass sich bezüglich SRG-Gebühren gar nicht viel geändert hat. Es war schon lange so, dass man diese bezahlen musste wenn man ein funktionsfähiges Gerät in der Wohnung hatte und nicht nur wenn man dieses auch benutzte, ganz einfach, weil die Benutzung ohne Stasimethoden nicht kontrollierbar war. Jetzt sollen einfach alle bezahlen müssen, auch die jeden Tag schwindende, marginale Minderheit, welche kein Radio, keinen Fernseher, keinen PC mit Internetanschluss und kein Handyabo besitzen. Es würde mich wundern, wenn es in 5 Jahren noch mehr als ein Dutzend dieser Gattung gäbe.

Nachtrag März

Randnotiz im Tagi: Dänemark schafft die Rundfunkgebühren ab! Die Dänen? Sicher nicht. Aber dann lese ich weiter. Radio und TV sollen zwar auch ein wenig sparen wie es die Schweizer angekündigt haben, aber der öffentliche Rundfunk soll mit Steuergeldern bezahlt werden. Die Bevölkerung zahlt zwar weiterhin für das Fernsehen, aber sie merkt es weniger direkt, weil nicht jedes Jahr die Billagrechnung ins Haus flattert. Zudem bezahlen so die Reichen mehr und die Armen weniger. Es würde mich wundern, wenn bei uns das „Volk“ so was annehmen würde obwohl eine Mehrheit deutlich weniger bezahlen müsste!

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