Innerer Schweinehund
Ich habe ihn in der militärischen Ausbildung kennen gelernt. Es handelt sich um diejenige Instanz, welche mir einzureden versucht, dass ein kühles Bier im Thermalbad für mich attraktiver wäre als ein Gewaltmarsch über 50 Kilometer. Natürlich muss er überwunden und der irre Marsch geradezu begehrt werden. Das ist jetzt Jahrzehnte her und ich bin dem „inneren Schweinehund“ in diversen Formen immer wieder begegnet. Indirekt heute, als sie in SRF eine Stunde lang über Sport und Gesundheit palaverten. Je weniger sich die Menschen im Alltag der Zivilisation bewegen, desto mehr entwickeln nicht wenige Individuen das Bedürfnis nach Höchstleistungen und Leiden, und die Voraussetzung dazu ist der fortgesetzte Sieg über den inneren Schweinehund. So weit so gut.
Jeder muss selbst entscheiden, ob er mit 50 noch ums Verrecken mit Originalgelenken herumlaufen will. Aber hier ging es auch darum, dem Körper im Krankheitsfall die notwendige Ruhe zu gewähren, weil es sonst nicht nur unangenehm, sondern sogar gefährlich werden kann. Wenn ich genau hinhöre, wird mir mein Körper sehr genau mitteilen, ob ich nicht vielleicht doch mal auf dieses Hundchen hören und eine Pause einlegen soll.
Aber das ist noch lange nicht alles. Wenn ein Soldat eine innere Stimme hört, welche ihm empfiehlt, einen kriminellen Befehl nicht auszuführen, ist das für den Vorgesetzten Kriegsverbrecher schnell mal eine Kapitulation vor dem inneren Schweinehund. Alles eine Frage der Optik. Ein Kämpfer des IS hat kürzlich deklamiert, man sei erst dann ein richtiger Soldat Gottes, wenn man ein Kind erschiessen könne. Ist es wirklich die Stimme eines „Schweinehundes“, welche ihm das im letzten Moment vielleicht doch noch ausredet?