Keine Zukunft
Aktualisiert: 9. Juni 2021
Ein gutgenährtes Jüngelchen in Designerklamotten teilt uns via SRF melodramatisch und richtig mitleiderregend mit: „Wir haben keine Zukunft.“ Furchtbar, und wer ist Schuld? Der Bundesrat natürlich, der uns unnötigerweise alles verbietet, was Spass machen würde. Vor Jahren hat mal ein kreatives Exemplar dieser Gattung an einer Bahnüberführung in Wettingen die Interessenlage der Jungkonsumenten seiner Art treffend in einem Graffity dargestellt: „Wyber ond Chäre.“ Ich hätte ihn gern mal an der Hand in unserer Welt herumgeführt und ihm gezeigt, wie das aussieht, wenn Jugendliche keine Zukunft haben. So weit so gut.
Und doch hat er recht, der Boy. Und er weiss gar nicht WIE recht er hat. Wir rasen durch ein Weltall, welches nicht den geringsten Sinn für Gerechtigkeit oder Rücksicht hat, wo eine Sonne irgendwann mal durchdreht oder wo uns ein schwarzes Loch verschlingt. Irgendwann heisst dabei in Milliarden von Jahren oder morgen. Wir leben auf einer Kugel aus flüssigen Elementen, von denen uns eine etwa 35 Kilometer dicke, einigermassen feste Kruste trennt, vergleichsweise gerade mal halb so dick wie eine Eierschale. Und in dieser Schutzbarriere, welche in Vulkanen regelmässig durchbrochen wird, machen wir Versuche mit gigantischen Atombomben. Die physikalischen Bedingungen unserer Umgebung müssen sich in sehr engen Grenzen bewegen, sonst ist alles Leben futsch. Dazu reicht vielleicht der jederzeit mögliche Ausbruch eines Supervulkans.
Die Erde muss uns empfinden wie einen lästigen Flohzirkus, dessen sie sich eher früher als später mit einem Schütteln entledigen wird. Aber vielleicht ist das alles gar nicht nötig. Seit Hunderten von Jahren entwickeln wir, exponentiell beschleunigt, Waffen zum Töten von Menschen. Der neueste Schrei sind Drohnen, welche selbständig Menschen vernichten können und das, gemäss Murphy’s Law, irgendwann auch tun werden. Möglich ist so was dank sogenannter „künstlicher Intelligenz“, in Szene gesetzt von natürlicher Dummheit. Der Teenager hat schon recht. Wir haben tatsächlich keine Zukunft. Auch wenn uns der Kosmos vorläufig vor dem Schlimmsten verschonen sollte, ist die Menschheit auf dem besten Weg, sich selber auszurotten. Das Selbstmordprogramm läuft. Covid 19 braucht es dazu gar nicht.
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