Penaltyschiessen
Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Schweizer Herrennationalteam ein Penaltyschiessen gewonnen hätte. Da braucht es deutsche Präzisionshandwerker oder tschechische Schlitzohren a la Panenka. Leute, welche von sich selber restlos überzeugt sind und auch in Schlüsselmomenten eiskalt konzentriert bleiben. In der Fussballnati gibt es einen (fast) solchen. Er stolziert mit geschwellter Brust zum Penaltypunkt und nach seiner Meisterleistung zurück zu seinen Kollegen. „Habt ihr gesehen, so macht man das“. Mit dem klitzekleinen Mängelchen, dass er weiter danebengeschossen hat als ich es jemals in der vierten Liga gesehen habe. Allen anderen flattern die Nerven offenbar immer eine Idee stärker als den Gegnern. Wie haben wir damals nach dem Ukraine-Debakel im Achtelfinal gegen Polen gehofft und gefiebert, dass sie das noch vor dem Abpfiff regeln. Denkste. Nun habe ich zum Glück Schweiz gegen Deutschland nur bruchstückhaft verfolgt, sonst wäre es mir erneut genau gleich ergangen. Oder noch schlimmer, denn sie hatten ja angeblich Sekunden vor Schluss noch den Vorsprung, welchen sie brauchten um das rituelle Drama zu umgehen. Aber nix da, einmal mehr die Schweiz im Rückspiegel von Deutschland, und der Trainer am Spielfeldrand sinkt immer mehr in sich zusammen. Weltmeister, ich lach mich tot. Kommt noch dazu, dass der Kerl mich straflos imitiert. Vor einem Monat hatte ich mir nach langer Pause mal wieder einen Vokuhila schneiden lassen (vorne kurz, hinten lang). Keine 4 Wochen hat es gedauert bis der Fischi auch so daherkommt, also wirklich!
Die Kickerinnen haben es euch vorgemacht, Jungs. Zwei Küken haben das Team zwar in Rücklage gebracht und die Felle schwammen schon ziemlich weit draussen, als Lia seelenruhig zum Punkt schritt und die Kugel so was von souverän hoch unter die Latte montierte. Unhaltbar für den Goalie und doch mit etwas Reserveabstand zu Latte und Pfosten. Dem hätte auch der Neuer nur noch nachgeschaut. Dann brauchte es aber noch die Bestätigung durch Ana, welche den Ball einfach dort hin schoss, wo die Keeperin nicht hinflog. Mehr und mehr neige ich dazu, nur noch Schweizer Frauenteams zuzuschauen. Fussball, Unihockey, Beachvolley, was du willst und der primitive Macho in mir findet sie nicht nur in sportlicher Hinsicht attraktiv.
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