Zwerg Yann Sommer
Ich kann mich nicht erinnern, dass Bayern München jemals einen Ausländer ins Tor gestellt hat. Von Maier über Kahn bis zu Neuer, alles deutsche Helden und nun ausgerechnet ein Schweizer und erst noch ein Knirps von 1.83 m. Jetzt haben sie das Hinspiel in Manchester verloren, aber die Presse, die Exspieler, die „Experten“, alle hacken nicht auf den Stürmern herum, welche zeitweise Chancen im Minutentakt versiebten, sondern auf dem Goalie, der sich 3 mal ins Netz bücken musste und angeblich schon lange die ganze Mannschaft „verunsichert“. Keine Rede davon, dass die Verteidigung immer wieder vorgeführt wurde und dass Sommer mit mirakulösen Paraden die Annäherung an ein „Stängeli“ verhindert hat. Dafür ein Lamento ohnegleichen über den angeblich haltbaren ersten Treffer. Da lassen sie einen aus 20 Metern praktisch ungehindert seinen vor Effet strotzenden Schlenzer ins Lattenkreuz montieren und jetzt ist der Teufel los. Neuer hätte den sicher gehalten, Yann sei halt doch einfach zu winzig und habe den ersten Schritt Richtung weiten Pfosten vielleicht etwas spät gemacht. Nicht auszudenken was gemotzt worden wäre, wenn er „rechtzeitig“ gestartet wäre und der Andere seinen Sonntagsschuss in der sakrosankten nahen Ecke vergraben hätte.
Im Gegensatz dazu, völlig unbeachtet und unkommentiert, eine andere Szene aus diesem Spiel. Eine mittelscharfe Flanke auf den Fünfer, Sommer fliegt mit leichter Verzögerung und erreicht den Ball gerade noch. Allerdings wehrt er ihn mit den Fäusten nach vorne ab, genau in die Füsse eines Gegners, dessen Direktabnahme er dann wieder mirakulös abwehren kann. Yann Sommer ist mit seinen Reflexen auf der Linie absolute Weltklasse, aber bei hohen Flankenbällen verrät schon seine Körpersprache eine latente Unsicherheit. Er ist ein „Fliegenfänger“ nach dem Vorbild von Zubi, welcher jetzt die Torhüterausbildung bei der FIFA dirigiert. Ich habe im Internet sein „Masterpiece“ die unglaubliche Szene von 2005 auf Zypern gesucht und gefunden. Ein verzweifelter Befreiungsschlag aus der Platzhälfte der Zyprioten, Zubi am Sechzehner, lässt den Ball vor sich aufspringen und kann nur noch zuschauen, wie der Gegner ihn umläuft und die Kiste erzielt. Vielleicht sollte man ihm einen Assistenten zur Seite stellen, welcher sich unter dem Begriff „Timing“ etwas vorstellen kann.
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